Genau wie DC, hieß auch MARVEL zu seiner Gründungszeit 1934 noch ganz anders. Martin Goodman rief damals das sogenannte „Timely Publications“ ins Leben.
Symbol des Erfolgs
Eines der bekanntesten Gesichter seiner Zeit war „Ka-Zar“, der eine Art Tarzanimitation fungierte. Mit der Zeit wurde aber immer klarer, dass man mit dem Motiv des Superhelden richtig Geld machen konnte, was besonders durch den Erfolg von Superman und Co. hervorgerufen wurde. Goodman traf mit „Funnies Inc.“ eine Abmachung, dass sie ihn mit Comics versorgen sollten. Im Zuge dieser Kooperation erschien im Oktober 1939 die ersten Hefte der „MARVEL“ Comics-Reihe, deren Inhalt hauptsächlich aus Geschichten von „Namor“, „The Human Torch“, „The Angel“, Masked Raider“ und der Comic-Version von „Ka-Zar“ bestanden. Im selben Jahr wurde der, später als Stan Lee berühmte, Stanley Martin Lieber eingestellt.
Der Erfolg der Comic-Reihe beflügelte und schon 1940 sicherte sich Goodman alle Rechte an „Funnies Inc.“ und stellte noch einige neue Mitarbeiter ein, darunter Jack Kirby, der Zeichner der Kultfigur Popeye. Mit ihm zusammen entstand ein richtig kreatives Duo, das aber leider nicht lange hielt, aufgrund vorherrschender Interessenkonflikte. Doch ein altes Konzept der beiden sollte zu einem der größten Erfolge führen, „Captain America“. Dieser bot bereits bekannten Superheldenfiguren wie Superman und Batman Konkurrenz.
Unbeliebte Helden
Zum Ende der 40er Jahre Übernahm Stan Lee die Rolle des Chefredakteurs. Zu dieser Zeit wurden Comics aber immer unbeliebter, aufgrund der historischen Ereignisse sowie der Übersättigung des Marktes durch die Flut an Superheldencomics. Das führte sogar dazu, dass „Captain America“, „Human Torch“ und der „Sub-Mariner“ 1949 vorerst eingestellt wurden.
In den 50er Jahren wurde „Timely“ in „Atlas Comics“ umbenannt. In den Jahren bis 1957 setzte Goodman auf eine neue Marktstrategie. Anstatt innovative Ideen lange auszuarbeiten, wurde Masse über Qualität gestellt. Sprich alles was ihm ansatzweise sinnvoll erschien oder was bei der Konkurrenz bereits funktioniert hatte wurde sofort umgesetzt. Dies sollte sich als Fehler herausstellen, doch zum damaligen Zeitpunkt hatte man andere Probleme. Die Gefahr hieß „Seduction of the Innocent“, geschrieben von Dr. Fredric Wertham! In seinem Werk verteufelte er die damaligen Comichefte und wollte klarmachen, dass man die Jugend nicht mit solch einem Schund konfrontieren sollte, vor allem im Hinblick auf die oftmals vorhandenen Motive von Horror und Verbrechen. Dies war besonders in Verbindung mit den geschichtlichen Einflüssen seit 1940 problematisch, wodurch „Atlas“ in eine starke Bedrängnis geriet, auch wirtschaftlich.
Da das Wiederbeleben alter Superheldengeschichten nur geringe Resonanz gab, wollte Goodman sich der „American News Company“ anschließen und schloss voreilig seine Vertriebsfirma. Leider wählte er einen extrem ungünstigen Zeitpunkt, da seine neuen Partner kurz darauf wegen alter Schulden und rechtlichen Problemen schließen mussten. In seiner Not blieb Goodman nichts anderes übrig, als zu „Independent News Distributing“ zu gehen, dessen Inhaber „Nationak Comics“ war, der große DC-Konkurrent. Es wurde nicht lange verhandelt und Goodman wurde gewährt 8 Monatshefte oder 16 zweimonatige Serien zu veröffentlichen, was er wegen seiner misslichen Lage dann 1957 auch annahm.
Neubeginn
Erst 1961 begann eine neue Ära mit der Veröffentlichung der ersten echten „MARVEL-Comics“ und der Umbenennung des Verlags in „MARVEL“. „Amazing Adventures 3“ kam heraus und auch wenn die Hetzkampagne der letzten Jahre ihre Spuren hinterlassen hatte so funktionierte das Konzept wieder allmählich. Besonders bei DC machte sich das mit ihren Figuren Flash und Green Lantern bemerkbar. Goodman sah sich gezwungen mitzuziehen und beauftragte Stan Lee und Kirby damit ein ähnliches Konzept zu entwickeln, aus dem die „Fantastic Four“ entstanden. Diese zogen einen unerwartet großen Erfolg nach sich, was vor allem auf das Leben der Protagonisten zurückzuführen war, da Lesern die Möglichkeit geboten wurde sich mit ihren Idolen zu identifizieren. Denn anders als bei den oft als nahezu perfekt präsentierten DC-Helden, setzten sich die MARVEL-Helden zunehmend mit Problemen des privaten Lebens auseinander. Auf diesen Erfolg folgten dann noch „Tales of Suspence“, der Iron Man thematisiere, sowie „Tales of Astonish“ mit Giant-Man und Wasp (später Hulk).
Der nächste überraschende Erfolg kam dann im August 1962. Die „Amazing Fantasy“-Serie lief seit einigen Monaten nicht mehr besonders gut und stand daher kurz vor dem Aus. Das gab Stan Lee aber die Möglichkeit ein wenig zu experimentieren was in der Einführung von „Spider-Man“ endete, dem wohl bekanntesten Gesicht von MARVEL. Die Resultate waren mehr als nur zufriedenstellend und somit erhielt dieser dann mit „The Amazing Spider-Man“ sein Debüt.
Stan Lee kümmerte sich zu dieser Zeit zunehmend um die ansteigende Fangemeinde, indem er diverse Fanclubs gründete und dort interne Magazine veröffentlichte. Goodman verkaufte MARVEL im Jahre 1968 an „Perfect Films“, wo er anschließend noch als Präsident gehalten wurde.
Tendenz fallend
In den 70er Jahren folgte erneut eine ruhige Phase, in der das Interesse an weiteren Heldengeschichten nachließ und man sich irgendwie mit den vorhandenen Star Wars-Rechten über Wasser hielt. Stan Lee gab viele seiner Projekte an andere Autoren ab und auch der maroden „X-Men“-Reihe wurde versucht neues Leben einzuhauchen, doch wirklich entgegenwirken konnte man den abnehmenden Verkaufszahlen nicht wirklich.
Letztlich wurde der MARVEL-Verlag Mitte der 80er Jahre von Ronald Perelman (Inhaber von „Perfect Films“) aufgekauft und man kehrte zur alten Goodman-Philosophie, die sich aber damals schon als Fehler herausgestellt hatte, zurück. Letztlich endete dies in einem Qualitätsverlust für die Hefte wodurch man sich gezwungen sah etwas zu tun. Es folgte blinder Aktionismus. Es wurde alles über Bord geworfen und versucht bestehende Konzepte zu verbessern, während sich die treue Fangemeinde fragte, ob dies wirklich der richtige Weg sei. Nachdem die Spekulationsblase in den 90er Jahren platzte stand MARVEL kurz vor dem Bankrott und musste 1997 Konkurs anmelden, woraufhin „Toy-Biz“ MARVEL übernahm. Diese schafften es zu Beginn des neuen Jahrhunderts endlich wieder schwarze Zahlen hervorzubringen. Besonders die “Ultimate Comics“, welche klassische Marvelhelden neu interpretierten waren sehr erfolgreich.
Neue Wege
Zusätzlich bediente man sich eines besonderen Mediums: Dem Film. Vorlagen wie „X-Men“ und „Spider-Man“ waren ein richtiger Hit, jedoch bekam MARVEL selbst von den hohen Einnahmen nur geringe Prozente da sie lediglich die Rechte vermarkteten. Die logische Folge war, anzufangen eigene Filme zu produzieren und auch wenn man nicht mehr alle Rechte besaß so war dies der glorreiche Beginn von Filmen wie „Iron Man“.
Das letzte große Ereignis vor dem Sprung in die Gegenwart war der Spätsommer 2009: Disney übernahm MARVEL für umgerechnet 2,8 Mrd. Euro. Erstere erhofften sich ihre Angebote und Konzepte durch den Kauf erweitern zu können, während MARVEL dadurch eine verstärkte Vermarktung erhielt.
Durch die erfolgreichen Filme der letzten Jahre ist das Interesse an Comics wieder extrem gestiegen und wir dürfen sicherlich gespannt sein was uns in Zukunft noch alles erwartet und wie lange das Motiv des Superhelden dieses Mal durchhält.