Superman der Journalist

Letzte Woche war ich am ersten Tag direkt in dem Film, denn im Vorfeld hatte ich mit Absicht wenig gelesen und mir auch nur den ersten Trailer angesehen. In den Facebook-Gruppen rund um das Thema Comic wurde wirklich alles diskutiert. Viele Gerüchte, Spekulationen, Erwartungen und Wünsche wurden dort in einen großen Topf gepackt und es wurde ordentlich gerührt. Vorab möchte ich sagen, dass ich nicht so sehr begeistert von dem Film war. Er hatte großartige Szenen, hat Lust auf mehr gemacht, aber hatte in meinen Augen auch ganz klare Schwächen. Um meinem journalistischen Anspruch auch mal auf diesem Blog gerecht zu werden, habe ich mir diverse Kritiken großer Blogs, Magazine und Zeitungen herausgesucht, um mich umfassend mit dem Film zu beschäftigen. Auf der einen Seite möchte ich den Film für mich selbst verarbeiten und auf der anderen Seite hoffe ich als Blogger natürlich auf eine weitere hitzige Diskussion.

Was habe ich von dem Film erwartet?

Meine Erwartungen an dem Film waren sehr hoch. Ich habe düstere DC-Atmosphäre erwartet. Diese bekam ich auch. Ich wollte auf tiefgründige Charaktere treffen, die facettenreich auftreten, ihre Probleme und Ängste haben und die mit sich ihr Dasein als Superheld diskutieren. Von der Handlung des Films habe ich erwartet, dass zum Start des DC-Comics-Universum viele Handlungsstränge aufgemacht werden, um die nächsten Filme anzukündigen. Gleichzeitig mussten viele Charaktere ausreichend vorgestellt werden, um eine sinnvolle Verknüpfung in der Zukunft zu gestalten.

Was habe ich bekommen?

Handlung

Leider muss ich direkt mit der Traumsequenz von Bruce Wayne beginnen. Niemand wollte eine weitere Origin-Story über die Entstehung von Batman sehen. Jedoch gefiel mir die schnelle und düstere Geschichte, doch als sie mit dem fliegenden Bruce und der Auflösung der ersten Traumsequenz des Films endete, war meine Begeisterung verflogen. Ab diesem Zeitpunkt hatten die negativen Kritiken den Kampf in meinem Kopf bereits gewonnen und ich erinnerte mich in vielen Szenen an die negativen Stimmen zu dem Film.

Die Handlung hatte im Aufbau diverse Schwächen. Nur weil der schnelle Szenenwechsel in einem Comic funktioniert, weil diese Wechsel den Bildern die Spannung einhauchen, bedeutet dies nicht, dass dies auch bei einer Comic-Verfilmung funktioniert. Ich fand das alles viel zu hektisch und Figuren wie Wonder Woman und Lex Luthor hatten keine Zeit für eine ausführliche Vorstellung. Der Zuschauer bekam mehrere Häppchen in einer rasenden Geschwindigkeit präsentiert. Diese Hektik bemängelt auch die Seite „Filmverliebt -Das Filmblog„: „Leider leidet Batman v Superman: Dawn of Justice unter seinen eigenen Ambitionen. Der scheinbare „Zwang“die folgenden Filme zu etablieren führte zu einer hektischen und oftmals anstrengenden Story, welche im Gesamtbild nicht rund erscheinen will.“ Dem stimme ich zu. Ein Freund von mir sagte in der Pause, dass er das Gefühl habe, dass manchmal zwei Filme einfach zusammengeschnitten wurden.

Kampf zwischen Batman und Superman

Der Kampf zwischen Batman und Superman wurde im Vorfeld bereits eifrig diskutiert. Wie sollte Batman auch nur eine Minute gegen Superman bestehen? Batman feuert all seine Kryptonit-Waffen auf Superman und steht auch kurz vor dem Mord an Superman, jedoch wehrt sich Superman nicht. Dieser möchte sich nur Gehör verschaffen, weil Lex seine Mutter in Gefangenschaft genommen hatte. Also fand eigentlich kein echter Kampf statt. Diesen Teil des Films fand ich wirklich gelungen, so wie ein Großteil der zweiten Hälfte. Dies nicht nur wegen der Action, die lange auf sich warten ließ, sondern weil dort auch erst die intensiven und tiefgründigen Dialoge stattfanden.

Der wahnsinnige Lex Luthor

Der Plan von Lex Luthor ist die Basis des Films. Er spielt die Ängste und Sorgen von Batman und die umstrittene Meinung gegenüber Superman geschickt aus, bekommt Zugang zu dem Raumschiff und der Leiche von General Zod und erschafft Doomsday am Ende des Films. Seine wirren und wahnsinnigen Gedanken haben einen perfekten Gegenspieler im DC Comic Universum erschaffen. Über die schauspielerische Leistung sage ich etwas unter der Zwischenüberschrift „Charaktere“.

Kampf gegen Doomsday

Der Kampf gegen Doomsday hat mir nicht so gefallen. Der Aufbau eines solchen Kampfes, besonders mit solch einem dramatischen Ende, hätte mehr Zeit in Anspruch nehmen sollen. Es war schade, dass die Premiere von Wonder Woman bereits im Trailer zu sehen war und der Überraschungsmoment dadurch verloren ging. Von Doomsday hätte ich mir eine etwas kleinere Ausgabe gewünscht, so dass sich Doomsday und Superman tatsächlich gegenüberstehen hätten können, um den Kampf auszutragen.

Charaktere

Batman

Ben Affleck spielt genau den Batman, den ich seit Jahren in den Comics so mag. Vorbei die Zeit des jungen Lebemanns und hinein in die Zeit eines erfahrenen Superhelden. Die neue Härte des dunklen Rächers hat mich anfangs stark überrascht, denn Batman tötet in diesem Film, wenn auch natürlich immer nur passiv. Ben Affleck sieht aus wie der Batman aus den Comics. Die perfekte Besetzung. Jedoch hätte ihm auch ein Solo-Film gut gestanden und ein direkter Gegenspieler, der den neuen Charakter besser in Szene setzt. Die neue Art die Bösen zu brandmarken fand ich gelungen, weil der jahrelange Kampf für Gotham City einen halt verändert. Aber warum der Polizist auf Batman schießt, der bereits seit 20 Jahren für Gotham City kämpft, ging mir nicht in den Kopf. Dann doch lieber ein freundschaftliches Aufeinandertreffen zwischen Batman und der Polizei und der anschließende Schock seitens der Polizei beim Anblick des Brandzeichens. Ansonsten fand ich es sehr gelungen, dass Bruce Wayne eine Art von Detektivarbeit macht und versucht einen Fall aufzuklären. Über die Art und Weise kann gestritten werden, denn professionell und unauffällig verhielt sich Bruce Wayne mit seinem „USB-Stick“ wirklich nicht.

Superman

Mit Henry Cavill hat DC ebenfalls einen perfekten Schauspieler für diese Rolle gefunden. Dafür haben die wirklich ein Händchen. Ich mochte „Man of Steel“ nicht, denn auch dort wurden grobe Fehler im Bereich der Handlung und der Dialoge gemacht, die dem ganzen Film die eigentliche Tiefe genommen haben. Die Traumsequenz mit seinem Vater hätte gestrichen werden müssen. Ein längeres Gespräch mit Louis Lane oder seiner Mutter, gerne dann auch über den Vater, hätten die Emotionen viel besser transportiert. Gerade durch die Besetzung des Vaters durch Kevin Costner ist solch ein Gastauftritt ganz anders gesetzt.

Lex Luthor

Ein Charakter mit Potential. In einigen Szenen überspielte Jesse Eisenberg die Rolle ein wenig, aber dennoch ist der Aufbau an sich ganz gut gelungen. Die obligatorische Glatze war zu sehen und ich hoffe sehr auf ein Wiedersehen. Die Szene auf dem Dach war sicher gespielt und kam spannend rüber. Die Erpressung mit der Mutter von Superman und seine damit gewonnene Oberhand gegenüber Superman hat mich gefesselt.

Wonder Woman

Sie wurde ebenfalls das Opfer der hektischen Erzählweise. Dies bedeutet in ihrem Fall, dass die Schauspielerin zwar für die Rolle geboren zu sein scheint, doch zum Beispiel das „Lasso der Wahrheit“ plötzlich eingesetzt wurde, ohne dass der Kinobesucher über die Kräfte und die genaue Hintergrundgeschichte informiert wurde. Warum dies so geschah und welche verschiedenen Zielgruppen der Film anspricht, darauf komme ich im späteren Verlauf des Textes. Ansonsten freue ich mich sehr auf den Solo-Film und werde vorher noch einiges lesen, um nicht doch noch überrascht zu werden.

Analyse der verschiedenen Arten von Krtikern

Leider brauch ich kein eigenes Fazit mehr zu dem Film ziehen, sondern kann mich komplett Emanuel Brauer anschließen, der in seinem Blog bizzaroworldcomics.de folgendes schreibt:

Mir fällt es daher nicht leicht ein konkludentes und vor allem sachliches Resümee zu ziehen. Denn während der Filmliebhaber in mir ungläubig die Augenbrauen hochziehen möchte, schlägt das DC-Fanboy-Herz markerschütternde Purzelbäume.

Denn genau dieses Fazit bringt die hitzige Diskussion über den Film auf den Punkt. Es gibt verschiedene Arten von Kinogängern:

Der DC-Alleswisser

Der DC-Alleswisser versteht jeden Satz, jede Szene und jede Anspielung in dem Film. Er braucht keine Einführungen und Erklärungen. Er ist zu 100% ergriffen von dem Film und in ihm jubelt das Comic-Leser-Herz. Er versteht die Kritiken nicht, denn er geht ohne offene Fragen nach Hause.

Die Batman-Verehrer

Die Batman-Verehrer haben in Ben Affleck ihren Messias gefunden. Es ist eh egal in welcher Form es einen Batman gibt, denn Batman ist immer der Beste. Daher ist auch der Film einer der besten Filme aller Zeiten, weil es ein perfekter Batman ist und ein Batman-Film kann nicht schlecht sein.

Die Marvel-Hasser

Marvel-Hasser ist etwas überspitzt. Aber diese Gruppe kontert jede Kritik an dem Film mit dem Verweis, dass der Kritiker lieber bei den bunten und lustigen Marvel-Filmen bleiben soll. DC sei für diese kritischen Zuschauer das falsche Universum.

Die Nicht-Comic-Leser

Die Nicht-Comic-Leser können stellenweise dem Film kaum folgen, da vieles mal eben so abgearbeitet wird, um die Handlung nach vorne zu treiben. Wer ist Wonder Woman? Wer ist dieser Flash aus der Traumsequenz? Was bedeutet die Szene in der Wüste? Der Nicht-Comic-Leser geht mit vielen Fragen aus dem Kino.

Fazit

Nehmen wir nun diese vier verschiedenen Arten von Kinogängern und holen uns das Fazit von Emanuel Brauer wieder in den Kopf, dann sollte die kontroverse Diskussion über den Film geklärt sein. Über die Machart, also die Darstellung, die Atmosphäre, die Schauspieler, die Schauplätze und auch mit dem Plan des Aufbaus eines gewaltigen DC-Cinemati- Universe ist der Film ein gelungener Start. Diese Hektik ist schade, die fehlende Tiefe der Charaktere wird in den folgenden Filmen erst hergestellt, aber wir haben einen Anfang.

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